Rückschau: The Help / Gute Geister

Kathryn Stockett wollte ein Buch schreiben, dass die farbigen Hausangestellten selbst zu Wort kommen lässt, statt in freundlicher Herablassung von ihnen zu berichten.  Das ideale Vorgehen vertritt ihrer Heldin Skeeter, die journalistisch geschult, den schwarzen Hausangestellten hilft, ihre persönlichen Erfahrung zu Papier zu bringen. Wie Stockett bei ihrem eigenen Buch methodisch vorgeht, lässt sich aber auch ihrem Nachwort nicht klar entnehmen: viel weißes Wohlwollen steckt jedenfalls immer noch im Bild der durch die Bank herzensguten, tapferen farbigen Frauen. Dabei ist ein unterhaltsames und anregendes Buch entstanden. Der Kontrast der Sprache zwischen Herrschaft und Personal bleibt bei der Übersetzung erhalten und macht es zu einer lebendigen Lektüre, wie Leserinnen anmerkten. 

Schauplatz ist die Stadt Jackson im extrem konservativen US-Staat Mississippi, in den frühen 1960iger Jahren, noch geprägt durch die Regeln der strikten Rassentrennung. Die Haushalte der städtisch Oberschicht zeigen hier eindrucksvoll die grotesken Konsequenzen der Rassentrennung. Die Hausangestellte, die die Kinder aufzieht, die Laken wechselt und die Unterwäsche wäscht, darf nicht die gleiche Toilette wie die Hausfrau benützen. Diese Spielregeln werden von den Arbeitgeberinnen meist gedankenlos hingenommen. 

Nun aber werden sie in Frage gestellt durch die zunehmende Unruhe der Bürgerrechtsbewegung und durch kritische oder ahnungslose Außenseiter. Stockett zeigt die beginnende gesellschaftliche Veränderung an der Reaktion junger Frauen aus den besten Kreisen Jacksons. Hilly, die konventionellste der Damen bekämpft rigoros jeden Angriff auf ihr Weltbild. Ihre unerschütterliche Selbstgerechtigkeit entbehrt nicht der Komik. Sie verweigert den Kindern der Hausangestellten finanzielle Hilfe und engagiert sich gleichzeitig als Wohltäterin für die armen Kinder in Afrika. 

Die freundlich naive Celia ( Marilyn Monroe lässt grüßen) heiratet einen der begehrtesten Junggesellen der Stadt. Sie kommt aus so kleinen Verhältnissen, dass ihr gesellschaftliche Spielregeln und der Umgang mit farbige Hauspersonal völlig fremd sind. Von den etablierten Damenzirkeln wird sie dafür gnadenlos gemobbt; in ihrer zutraulichen Distanzlosigkeit verunsichert sie gleichzeitig ihre Hausgehilfin Minnie. 

Hillys langjährige Freundin Skeeter ist durch ihre intellektuellen Ambitionen eine Außenseiterin. Sie wird aufgeschreckt durch das zunächst unerklärte Verschwinden ihrer Kinderfrau, ihrer engsten Vertrauten. Ihr Blick auf die herrschenden Verhältnisse wird zunehmend kritischer und entfremdet sie mehr und mehr ihren gesellschaftlichen Kreisen. Das Buchprojekt, das sie zusammen mit den Hausangestellten Aibileen und Minnie in dauernder Gefahr von rassistischen Angriffen vollendet, wird letztlich für alle drei ein Aufbruch zu neuen Lebensverhältnissen. 

Die Kritik eines Lesers, die Handlung des Buchs sei längst überholt, musste in der Diskussion leider widerlegt werden. Rassendiskriminierung und Ausbeutung von Hauspersonal ist auch heute noch ein aktuelles Thema und das nicht nur in den USA.

Literaturtipp zum Thema:
Die Farbe Lila von Alice Walker

Christine Andrä

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